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1. Die Supplingenburger - S. 56

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 56 — uns umgeben, zu achten, der das geheime Walten der Natur meinen Augen erschlossen hat? Gewiß, ich liebe meinen unglücklichen leiblichen Vater, obgleich ich ihn nie gekannt; aber viel näher stehst Du meinem Herzen, denn Du bist mein rechter Vater geworden, da ich Dir alles verdanke, was ich jetzt bin und habe. Ist nicht der vielmehr der Vater eines Kindes, der feinen Geist bildet und zu Gott erhebt, als der, dem es sein armes irdisches Dasein verdankt? Darum werde ich Dich stets als meinen Vater ansehen, Dich lieben, Dich ehren und Dir gehorchen; und auch jetzt werde ich Dir gehorsam fein, wenn Du beschließest, daß ich mich von Dir trennen soll; denn ich weiß, Du beschließest nichts, als was zu meinem Heile gereichen wird". „Sei gesegnet für dieses Wort, meine Tochter", sagte Wilbrand, indem er sich erhob. „Nun weiß ich, daß Du auch dann, wenn Gott Dich wieder ans den Dir nach Deiner Geburt und Deinem Namen gebührenden Platz gestellt hat, Deines Vaters Rodbert nicht vergessen wirst; denn Du hast recht, er ist Dein Vater geworden, und nicht genug kannst Du ihm danken für das, was er an Dir gethan. Es wird noch wohl die Zeit kommen, wo Dir Gelegenheit gegeben wird, diesen Dank durch die That zu beweisen, und ich weiß, dann wird es an Dir nicht fehlen. Siehe, es wird Dir wohl gehen auf Erden: denn so spricht das Wort der Verheißung: „„Lange und glücklich soll der leben in der ihm von Gott gegebenen Heimat, der seines Vaters und seiner Mutter nicht vergißt"". Dir wird der Segen Deines Vaters Dein Haus bauen, und viele Tage ungetrübten Glückes werden Dir beschieden sein". Wie einer der Patriarchen des alten Bundes stand Wilbrand da, indem er diese Worte, die wie ein Segen und eine Verheißung klangen, mit zum Himmel gewandten Blicken aussprach, und Rodbert und Bertha hörten ihm in tiefer Andacht zu. Daun fuhr er fort: „Laßt mich nun nicht länger säumen, nach meiner stillen Klause zurückzukehren; es ist spät geworden, der Uhn krächzt auf den Zweigen und am Firmament find

2. Der Freischöffe von Berne - S. VI

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— Vi — Punkte genau mit der geschichtlichen Forschung überein. Den geehrten Freunden im Stedingerlaude, welche mich so zuvorkommend und reichlich mit Material für meine Arbeit versehen haben, sowie ganz besonders dem Marschendichter Herrn Hermann Mmers zu Rechtenfleth, welcher die Freundlichkeit hatte, das Manuskript dieses Buches vor dem Druck durchzusehen und mir manchen beherzigenswerten Wink zu geben, sage ich an dieser Stelle meinen innigsten Dank. Ihnen soll in erster Linie dieses Buch gewidmet fein. Neu-Oelsburg in Braunschweig, am Dreikönigstage 1891. ■9er Verfasser.

3. Der Freischöffe von Berne - S. 93

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 93 — köpfige Versammlung, deren Augen sich fragend auf ihn richteten. Aus den Falten seines weiten Gewandes zog er ein kleines Pergament hervor, entfaltete es und las mit lauter Stimme die Worte der Bergpredigt: „Selig seid Ihr, wenn Euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Übels wider Euch, so sie baran lügen!" Und jetzt begann er feine Rede; freilich lag ein fremdartiger Klang in feiner Stimme, aber dennoch wurde er von allen verstanden. Mit klaren und deutlichen Worten wandte er die Worte feines Testes auf die Lage der Stediuger an; er legte feinen Zuhörern aus Herz, wie sie jetzt zwar ausgestoßeu feien von der Kirche, wie aber Gott sich ihrer auch ferner annehmen und sie nicht verlassen werde. „Fürchtet Euch nicht", so sprach er, „vor dem Drohen und Wüten Eurer Feinde; sie belügen, sie verleumden Euch, sie bezichtigen Euch schwerer Verbrechen, die Ihr niemals begangen habt. Hat denn Gott Euch verlassen, weil die Priester Euch verlassen haben? Hat Gott Euch verflucht, weil der wahnwitzige Greis in Rom Euch verflucht und gebannt hat? Ist Gott nicht mehr bei Euch mit seiner Gnabe, weil kein Priester mehr in Euren Kirchen seinen Dienst verrichtet? O glaubet nicht, daß das Gebet eines schmutzigen Mönches, eines heuchlerischen, haßerfüllten Priesters mehr gilt vor Gott als das Gebet eines Laien; glaubet nicht, daß sie ihm näher stehen als Ihr und ich! Das Gebet eines frommen Hausvaters für die Seinen, das Flehen einer Mutter für ihr Kind ist tausendmal mehr wert, wie alle Meßopfer, die jemals auf biefem Altare dargebracht sind! Laßt Euch deshalb die Prüfung, welche Gott nach feinem unerforfchlichen Ratschluß Euch jetzt auflegt, nicht von ihm abtreiben, sondern laßt Euch durch sie zu ihm hinziehen noch mehr als bisher. Und nun hört meinen Rat, den ich Euch gebe. Wählet aus Eurer Mitte fromme, tüchtige und Berebte Männer, die Ihr Euch zu Prebigern und Seelsorgern fetzet; scharet Euch um sie, damit sie mit Euch beten, Eure Ehen segnen, Eure Kindlein taufen, Eure Toteu

4. Der Freischöffe von Berne - S. 71

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 71 — Und ebenso feierlich erwiderte der Freischöffe den alten Schöffengruß: „ Alles Glücke kehret ein, Wo die freien Schöffen fein 111 Dann ließ er feine Augen über den Kreis der Versammelten schweifen, blickte empor zur Sonne und sagte: „Der Stand der Sonne zeigt uns an, daß es die zehnte Stunde am Tage ist. Das ist die Zeit, zu welcher wir unser Gericht beginnen; und deshalb frage ich, sind zwei Tritteile der Wissenden zur Stelle?" „Nicht nur zwei Dritteile, nein, alle find zur Stelle, niemand ist zurückgeblieben!" ertönte es aus der Versammlung. _ „So frage ich weiter", fuhr der Freifchöffe fort, „ist jemand unter’ den hier versammelten Männern, der nicht zu den Wissenden gehört? Man führe ihn alsbald hinweg, damit er nicht die Losung verrate!" Und abermals ertönte es aus der Mitte der Männer: „Es ist niemand unter uns, der nicht ein Wissender fei, niemand wird die Losung verraten!" „So erkläre ich denn hiermit", sprach der Freifchöffe, daß das Gericht eröffnet ist. Im Namen des dreieinigen Gottes, der unser Beginnen sieht, im Namen des Kaisers, der unser Schutz- und Schirmherr ist, laßt uns eintreten in die Verhandlung, damit wir den Bedängten schützen und dem Böfen Einhalt thun, wie es das Gesetz der Feme vorschreibt. Und so frage ich denn zuerst: „Sind der Kläger und feine Eidhelfer zur Stelle?" Und Tammo von Hnntorp und zwei feiner Freunde antworteten: „Wir sind zur Stelle!" „Ist der Verklagte erschienen, daß er sich verantworte?" fragte der Freifchöffe weiter; und der Fronvogt antwortete: „Nein, der Verklagte ist nicht erschienen!" „Nun wohl", fuhr der Freifchöffe fort, „so handeln wir nach unserm Gesetz. Dasselbe schreibt uns vor, auf der Dingstätte zu warten und dieselbe nicht zu verlassen, bis die Sonne im Westen zur Rüste geht, alsdann aber das Urteil zu sprechen". Geduldig harrten die Männer aus auf der Dingstätte, niemand verließ dieselbe. Der Frei-

5. Die Burgfrau von Ahlden - S. 17

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 17 — Stellung, die sie als meine Gemahlin einnnehmen wird, würdig ist". Der Kurfürst hatte feinen Sohn ruhig ausreden lassen; dann aber sagte er: „Es ist nicht notwendig, daß Du, wie Du sagst, Umschau haltest; ich habe in väterlicher Fürsorge Dir bereits die Braut bestimmt, und ich erwarte , daß Du meinen Wünschen Dich fügst. Das Staatsinteresse und unser eigenes erheischt gebieterisch, daß eine unlösliche Verbindung hergestellt werde zwischen den Höfen von Hannover und Celle. Deine Gemahlin wird daher die Tochter meines erlauchten Bruders, des Herzogs von Celle, sein; Du kennst sie, — Sophie Dorothea, die Reichsgräfin von Wilhelmsburg". Als der Kurprinz diesen verhaßten Namen hörte, erbleichte er. Also beruhte das Gerücht, das auch an sein Ohr gedrungen war, dennoch auf Wahrheit. Mit einem Male kamen ihm die geringschätzenden, verächtlichen Reden der Frau von Weyhe wieder in den Sinn, die in seiner Seele nur zu tiefe Wurzel geschlagen hatten. Und diese „Jungfer d'esmiers" sollte nun seine, des stolzen Kurprinzen, Gemahlin werden? Nein, das konnte sein Vater nimmermehr wollen! Er sagte deshalb: „Gewiß wollen Euer Durchlaucht sich mit mir einen Scherz erlauben; denn ich erachte, daß meines durchlauchtigsten Oheims von Celle Tochter auch zugleich die Tochter einer niedriggeborenen Hugenottin ist und mir deshalb im Range nicht gleichsteht. Sie können im Ernst nicht wollen, mein Vater, daß ich eine Verbindung eingehe, die mir so wenig zur Ehre gereicht". Der Kurfürst blickte strenge auf seinen Sohn; schon dieser Widerspruch reizte feinen Zorn. „Sehe ich aus, als ob ich scherze?" sagte er hart. „Die Reichsgräfin ist Dir völlig ebenbürtig, denn sobald sie Dir die Hand reicht, erhält sie durch kaiserliche Gnade den Rang, den Titel und das Wappen einer Herzogin von Braunschweig. _ Das kann Dir nicht unbekannt sein. Platen ist in Celle gewesen und hat mit meinem durchlauchtigsten Bruder die Angelegenheit geordnet. Er ist Tiemann, Die Burgfrau von Ahlden. 2

6. Die Burgfrau von Ahlden - S. 117

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 117 — zur Verfügung zu stellen, die ihren Befehlen gehorchen sollten. „Vergessen Sie jedoch nicht, Gräfin", rief er ihr beim Abschiede zu, „daß Sie mir für alles, was geschieht, Verantwortung schuldig sind, und hüten Sie Sich vor Blutvergießen!" „Ich werde thun, was ich für die Ehre des erlauchten Kurhauses erforderlich halte", erwiderte die Gräfin ausweichend; und jetzt ihres Sieges gewiß begab sie sich wieder in ihre Wohnung. Als K'önigsmark zu der Prinzessin kam, war er nicht wenig erstaunt, von ihr zu hören, daß sie von einer Einladung nichts wisse. Er zeigte ihr darauf den Brief, den er erhalten; aber Sophie Dorothea schüttelte traurig den Kopf und sagte: „Diesen Brief, Graf, habe ich nicht geschrieben; ein Betrüger hat es gewagt, meine Handschrift nachzuahmen. Uns droht Verrat; mir graut vordem Ausgange unsers Unternehmens". Auch Königsmark wurde bestürzt. „Prinzessin", sagte er, „so lassen Sie uns einstweilen den Plan aufgeben. Ich will mich wieder entfernen, wie ich gekommen bin, und morgen will ich die Stadt verlassen. Es ist unzweifelhaft, man hat uns beobachtet, und auch mir ahnt Gefahr, Gefahr für Sie!" Aber die Prinzessin antwortete lebhaft: „Nein, nein, reden Sie nicht davon. Ich habe mich bereits mit dem Gedanken, dieses Schloß verlassen zu dürfen, so vertraut gemacht, daß mir der andere Gedanke, hier bleiben zu müssen, unerträglich ist. Es bleibe bei unserer Verabredung; wir verlassen gemeinsam diesen traurigen Ort, möge davon kommen, was wolle. Ich kann, ich kann nicht Hierbleiben!" Und Königsmark ließ sich, zu seinem Unglück, bestimmen, den Worten der Prinzessin zu willfahren; und lautlos, wie er gekommen, begab er sich wieder zurück über die langen, schweigenden Korridore und den dunkeln Schloßhos, und gelangte glücklich wieder in seine Wohnung in der Stadt. Mit klopfendem Herzen erwartete am Abend des zweiten Juli Sophie Dorothea den Grafen. Ihre Wertsachen hatte sie selbst eingepackt, und jetzt sah sie ihrer Eva zu, welche damit beschäftigt war, noch einige Kleider

7. Die Burgfrau von Ahlden - S. 122

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 122 — gefühllosen Einsiedler aus der Heide", über welche Bezeichnung der Herzog, als er sie erfuhr, sehr zornig wurde. Nachdem die Gräfin Platen den Bericht an den Kurfürsten erstattet hatte, in welchem sie natürlich nichts verschwieg, was den Zorn desselben gegen die unglückliche Schwiegertochter zu steigern imstande war, wurde Gr'af Plateu als Berichterstatter nach Celle geschickt, um die nichtsahnenden Eltern der Prinzessin von dein, was sich zugetragen, in Kenntnis zu setzen. Georg Wilhelm erglühte im Zorn, als er den Bericht Platens gehört hatte; er dachte auch jetzt weniger an das Unglück seiner Tochter als an die Schmach, die durch sie, wie er glaubte, seinem Hause widerfahren war. Frau Eleonore dagegen war trostlos; all das Unglück, das sie vorausgeahnt hatte, hatte sich erfüllt, noch in viel hohem Maße, als sie ursprünglich gesürchet hatte. Auch der Minister Bernstorff war ratlos; wie leicht konnte jetzt alles das, was er sich so fein ausgesonnen hatte, mißlingen. Das durfte jedoch nicht geschehen; er mußte es zu verhüten suchen. Deshalb schwankte er keinen Augenblick, die ganze Schuld aus die Prinzessin zu schieben und in ihren Vater zu dringen, ausdrücklich zu bestimmen, daß inbetreff der Erbfolge in den celleschen Landen nichts geändert werden solle. Eine zeitweilige Trennung der Ehe hielt er jetzt aber für geboten, damit, wie er sagte, die Prinzessin zum Nachdenken gebracht werde und ihr Unrecht einsehen lerne. Dieser Vorschlag fand die Billigung des Herzogs, und Platen wurde mit dem Aufträge nach Hannover zurückgeschickt, den Kurfürsten zu ersuchen, der Kurprinzessin einstweilen das Schloß Ahlden an der Aller zum Wohnsitz anzuweisen. Hier sollte dann die weitere Untersuchung der Angelegenheit von celleschen und hannoverschen Richtern vorgenommen werden. Der Kurfürst erklärte sich hiermit einverstanden, und so wurde denn die Entfernung der Kurprinzessin von Hannover und die Trennung von ihren Kindern beschlossen. Am frühen Morgen des siebenten Juli erhielt die

8. Die Burgfrau von Ahlden - S. 76

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 76 — schauen der dort befindlichen herrlichen Kunstwerke versunken ; sie konnte alsdann zeitweilig ihren Kummer vergessen. Auch heute war sie dorthin gegangen, und nun stand sie vor dem Bilde einer Dame, deren Schönheit ihr auffiel. _ Es war das Werk eines alten italienischen Meisters; die Dame, die das Bild vorstellte, schien eine Engländerin zu sein, aber nichts deutete darauf hin, wer es sei. Während so die Prinzessin vor dem Bilde stand, rauschte hinter ihr ein seidenes Gewand, und als sie sich umblickte, stand die Kurfürstin Sophie vor ihr. Im ersten Augenblicke erschrak die Prinzessin; doch bald faßte sie sich, streckte der Schwiegermutter die Hand entgegen und sagte: „Schon oft habe ich zu erfahren gewünscht, wer die Dame ist, welche dieses Bild vorstellt. Heute ist der Zufall mir günstig; gewiß geben Eure Hoheit mir gern die gewünschte Aufklärung." „Gern bin ich bereit, Ihnen dieselbe zu geben," antwortete die Kurfürstin; „setzen Sie Sich neben mich hier auf diese Ruhebank, so will ich Ihnen nicht allein den Namen der Dame nennen, sondern ich will Ihnen auch die Geschichte derselben erzählen". Und mit einer gnädigen Handbewegung lud sie die Prinzessin ein, neben ihr Platz zu nehmen. „Vor vielen hundert Jahren", so begann die Kurfürstin ihre Erzählung, „zur Zeit der Kreuzzüge, regierte in England ein König, Namens Eduard. Dieser hatte einen Günstling, Ethelwolf, der es verstanden hatte, sich bei dem Könige in so hohem Grade beliebt zu machen, daß er denselben völlig beherrschte. Der König that nichts, was von seinem Vertrauten nicht vorher gutgeheißen war, und selbst die wichtigsten Statsangelegen-heiten gingen durch seine Hände. König Eduard war bis jetzt unvermählt geblieben; aber seine getreuen Unterthanen wünschten nichts sehnlicher, als daß bald eine Königin den Thron mit ihm teilen möchte. Sie fürchteten, daß, falls er keinen Erben hinterlasse, nach seinem Tode ein blutiger Krieg um das Reich entstehen würde, und sie wußten, daß sie alsdann den meisten Schaden haben würden. Der König war

9. Parricida - S. 16

1905 - Braunschweig : Appelhans
- 16 — mein Name und mein Stand? Ich habe Ursache, beides zu verschweigen. Nur das kann ich Dir sagen, daß ich ein Ritter bin so gut wie einer, und daß es mancher sich zur Ehre rechnen würde, wenn er zu meiner Gefolgschaft gehörte. Du fragst weiter, ob ich allein bin. Nicht ganz; zwei Begleiter habe ich, sie lagern eine kurze Strecke von hier, und auch mein Weib und mein Kind begleiten mich. Wir sind heimatlos, ruhelos, rechtlos; wir leben wie die Vögel unter dem Himmel, die nicht säen und nicht ernten. Und endlich fragst Du, ob ich im Solde Deiner Feinde stehe und ob ich feindliche Absichten gegen Dich hege. Aufs erste antworte ich Dir, daß ich nicht nötig habe in jemandes Sold zu treten; und auf's zweite, warum sollte ich Dir feindlich gesinnt sein? Ich kenne Dich nicht, ich kenne Deine Feinde nicht; ich weiß nicht, von wannen Du kommst und wohin Du willst; ich sehe Dich heute zum ersten Male. Hast Du aber feindliche Absichten gegen uns, so wisse, daß ich und meine Genossen, die in Rufweite von hier lagern, unser Leben verteidigen werden bis zum letzten Blutstropfen." Der Reiteranführer wunderte sich offenbar über diese Antwort des fahrenden Ritters. „Deine Rede klingt sehr stolz und selbstbewußt," sagte er, „aber Deine Erscheinung bürgt mir dafür, daß in Deinen Worten Wahrheit liegt, wenn auch Deine Kleidung dieselben Lügen zu strafen scheinen. Auch höre ich an Deiner Sprache, daß Du nicht aus unserer Gegend stammst. Ein widriges Geschick scheint Dich hierher verschlagen zu haben; ich will demselben nicht nachforschen, und wenn Du Grund hast. Deinen Namen und Deinen Stand zu verschweigen, was geht es mich an? Aber Du gefällst mir. Hast Du Luft, Dich uns anzuschließen, so sollst Du uns willkommen sein; wir können immer noch einige starke Arme gebrauchen. Für Dein Weib und Dein Kind will ich sorgen; ich weiß ein Unterkommen für sie hier in der Nähe, sie sind dort in guter Hut und mögen sich erholen von den Beschwerden Eurer Wanderung. Du aber und Deine beiden Gefährten, Ihr könnt mit mir ziehen. Ich bin mit den

10. Parricida - S. 65

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 65 — nachgeschlichen, und von ferne, hinter einem Baume stehend, hatte er die Wiedererkennungsszene am Kruzifix beobachtet. Was hätte er darum gegeben, wenn er hätte hören und verstehen können, was die beiden miteinander besprachen! Vorsichtig auf Händen und Füßen kriechend war es ihm gelungen, bis hinter einen Haufen Feldsteine zu gelangen, der nur wenige Schritte von dem Kreuze entfernt lag, und hier hatte er sich niedergekauert, gespannt auf jedes Wort lauschend. Zwar nur einzelnes konnte er verstehen; aber dieses wenige genügte, ihm die Gewißheit zu verschaffen, daß er in dem Ritter einen von den Gesetzen verfolgten Mann vor sich habe. Und diese Bekanntschaft mit der Schwester des Herrn von Schledehausen, deren Gemahl, wie dem Müller nicht unbekannt war, wegen der Teilnahme am Kaisermorde den schrecklichsten Tod erlitten hatte! Sollte er hier einem der entkommenen Verschwörer auf der Spur sein? Dieser Gedanke machte den Müller fast wahnwitzig vor Freude. Freilich auf die bloße Vermutung hin konnte er noch nichts gegen ihn unternehmen, er konnte keine Anklage daraus bilden; darum mußte er auf alle Fälle der Sache weiter nachforschen. Übermorgen, das hatte er verstanden, wollten die beiden sich hier wieder treffen; wohlan, so mußte er sie belauschen, daß ihm kein Wort von dem entging, was sie miteinander redeten!----------------- Während der Müller diese Pläne schmiedete, saß Jan Ostrik allein mit seinem Weibe in dem traulichen Gemache in dem oberen Stockwerke der Burg. Die beiden Diener waren mit dem alten Klaus noch in den Wald gegangen, um nach den Otternfallen zu sehen, die der Alte am Ufer des Baches aufgestellt hatte, und Frau Jutta war in der Küche beschäftigt, die Abendsuppe zu kochen. Der Knabe Lathonius schlief sanft in seiner Wiege, die Händchen hielt er zur Faust geballt auf der Bettdecke, und ein holdes Lächeln lag auf den rosigen Wangen des Kindes. Jan schaute ihn lange an, und ein tiefer Seufzer hob unwillkürlich seine Brust. Sollten jetzt, nachdem er kaum zur Ruhe gekommen war, nachdem Tiemann, Parricida. 5
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